Kehrseite von Psalm 23

 

 Bin ich in finsterem Tal so droht mir Unheil

Angesichts meiner Angreifer deckst DU mir die Tafel

Ich aber kann es nicht erkennen

Selbst meine stumpfe Blindheit ist mir nicht bewußt

Zeit stürzt vernebelt über mir zusammen

Gähnende Tiefe läßt schaudern

Mein Innerstes ist zerrissen und ruhelos

Weder kann ich still sitzen noch etwas lesen

Das Selbstmitleid bordet über

Nur merke ich es nicht

Will es nicht zugeben

Gebet, wo bist du geblieben?

Angeblich werde ich gehalten von Dir

Doch Deine Hirtenwerkzeuge sind abgestumpft

Bis zu meiner Wahrnehmung dringt das alles nicht durch

Ungeschützt, dahingestreckt, ausgesetzt

Ausgequetscht, allein gelassen, unumsorgt

Komme ich mir vor

Ich will etwas tun

Aber ich schaffe es nicht

Der Wille ist schachmatt

Einfach ausgschaltet

Alle ist Mühe umsonst, vergebens

Niemand versteht das auch nur annähernd

Da ist keiner, auch nicht einer

Ich fühle mich völlig unverstanden

Sie können das nicht nachvollziehen

Was in mir vorgeht

Sie sagen: reiß Dich zusammen

Dabei versuch ich es doch vergeblich

Fühle ich mich noch?

Kann ich überhaupt etwas fühlen?

Nehme ich die Schöpfung noch wahr?

Ich bin verlassen

Schauderhaft das Grauen dieser Tiefe

Unendlich dieser Sog nach unten

Diese Leere im untersten Keller

Kein Lichtstrahl kann hinabfinden

Dunkelheit der Dunkelheiten

Wut, Zorn, Erschrecken

Und der üble Geschmack

Entsetzen, Beklemmung, Angst

Grauen, Grausen

Keine Hilfe in Sicht

Ausweglosigkeit par excellence

Fast wie die finstere Nacht des Johannes vom Kreuz

Die Auslöser von Depressionen sind vielfältiger Natur

wie großer Verlust, starke Trauer,

schockartige Änderung der Lebensumstände,

plötzliche Verwerfung der beruflichen Situation,

heftiger Einschnitt in den Alltag,

üble Auseinandersetzung, unvergebene große Schuld,

extreme Schieflage von allem und jedem.

Depressionen können

sehr plötzlich bis leise schleichend auftreten.